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Zuversicht – sechs Gedanken zum Jahresbeginn 2022

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Kreis Olpe. Nach fast zwei Coronajahren und gravierenden weiteren Herausforderungen waren viele Neujahrswünsche von den Stichworten „Gesundheit“ und „Zuversicht“ geprägt, oft begleitet mit der Hoffnung, dass „es ein besseres Jahr wird“. Jedoch: Ein Jahr wird – bei allem Gottvertrauen – nicht einfach, es bedarf unseres aktiven und gemeinsamen Tuns, um tatsächlich ein besseres Jahr zu werden. Die Caritas-Jahreskampagne mit dem Slogan „Das machen wir gemeinsam“ macht deutlich, dass nicht isoliertes, sondern nur gemeinsames und solidarisches Handeln Erfolg bringen wird. Sechs Dimensionen sind aus Caritassicht entscheidend:

Corona schaffen wir nur gemeinsam: Ganz egal ob es um Hygiene, um äußeren Abstand bei innerer Nähe oder um den so wichtigen Impfschutz geht. Wir sind stolz auf hohe Impfquoten im Kreis Olpe, in unserem Land und mit weltweitem Blick gibt es ein riesiges Gefälle. Impfverweigerer erzürnen uns vielleicht, Impfquoten von einem Prozent im Kongo oder in Äthiopien müssen uns zutiefst beschämen. Auch Konsumverzicht ist ein Beitrag, der mehr Nächstenliebe und Gerechtigkeit ermöglicht, belegt als wirksames Mittel seit Hunderten von Jahren.

Personalengpässe beseitigen wir nur gemeinsam: Mitarbeitende fehlen in der sozialen Infrastruktur unserer Gesellschaft, aber auch an vielen anderen Stellen. Soziale Arbeit ist unbezahlbar, Tätigkeiten in anderen Berufszweigen auch. Die materielle und immaterielle Anerkennung sowie die Förderung verschiedener Berufe sind wichtig. Arbeit muss neu organisiert und digital unterstützt werden, Arbeitsbedingungen müssen attraktiv und fair gestaltet werden, das gilt auch für Arbeitsmigrantinnen und -migranten aus anderen Ländern, ohne die wir schon lange am Ende wären.  

Kirche gestalten wir nur gemeinsam: Bekannte Traditionen brechen massiv ein, der Umgang mit Macht, Sexualität und Missbrauch zeigt heftige Reaktionen. Die katholische Kirche stürzt gerade von ihrem hohen Sockel, auf dem sie über viele Jahrhunderte auf die Welt herabgeblickt hat. Das Tröstliche dabei: Wer vom Sockel stürzt, kann auch nicht mehr von oben herab auf die Welt blicken. Ehrlichkeit und Demut sind angesagt, Begegnung auf Augenhöhe. Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! Kirche muss sich wie Jesus in seiner Zeit dafür interessieren, was Menschen bewegt, um dann in Gemeinschaft Lösungswege gestalten zu können. Kirche im Kleinen verändert Kirche im Großen.

Gerechtigkeit erreichen wir nur gemeinsam: Die ernsten Macht- und Muskelspiele einiger Staaten – ob im Ukraine-Konflikt, in Afghanistan, in Asien oder in Afrika – zeigen ebenso wie Auswirkungen des globalen Handels, dass und wo Ungerechtigkeiten in der großen Welt bestehen und sich auf unsere kleine Welt vor Ort mit Lieferengpässen und Preissteigerungen auswirken. Gerechtigkeit ist aber nicht nur Auswirkung, sondern auch Frage vor Ort. Nur wer die konkreten Dinge wahrnehmen kann, bekommt ein Bild von der großen Gerechtigkeitsauf­gabe, vor der wir als Menschheit insgesamt stehen.

Gesellschaft leben wir nur gemeinsam: Politische Extreme vor Ort, in unserem Land und weltweit zeigen uns deutlich, welche Gefahren durch Radikalisierung latent überall lauern. Gerade deshalb ist es wichtig, eine sozial ausgerichtete Gesellschaft zu fördern und für demokratische Werte einzutreten. Dazu gehören Respekt vor politischen Akteuren, die sich für die Menschenrechte, für das Leben, für Benachteiligte und für Demokratie einsetzen, aber auch der persönliche Einsatz, das Ehrenamt oder auch die Wahrnehmung des Wahlrechtes.   

Zukunft meistern wir nur gemeinsam? Auch im letzten Jahr haben wir wieder deutlich erfahren müssen, wie sich unsere Lebensweise auf das Leben anderer und unsere Zukunft auswirkt. Das geht weit über die Entwicklung des Klimas als große Bedrohung für die Schöpfung hinaus, es geht um veränderte wirtschaftliche, soziale und ökologische Anforderungen. Der Wandel wird nur gelingen, wenn alle mitmachen: Politik, Unternehmen und jeder von uns als Privatperson. Die Jugend, die wir als unsere Zukunft bezeichnen, macht uns deutlich darauf aufmerksam.

Der Caritasverband Olpe wünscht ein gesegnetes Jahr 2022, das wir nutzen, um mit Zuversicht gemeinsam Antworten auf unsere drängendsten Fragen zu finden und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Das schaffen wir gemeinsam!

Ihr Christoph Becker, Vorstand des Caritasverbandes Olpe