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Wer Deutsch spricht, hat eine Stimme – und die Chance auf Arbeit und Integration

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Wer Deutsch spricht, hat eine Stimme – und die Chance auf Arbeit und Integration

Spracherwerb dank Spenden möglich

Nach ihrer ersten Deutschstunde dachte Ievgenia noch, dass es unmöglich sei, die Sprache zu erlernen. So viele fremde Wörter und erst diese „Artikel“. Doch inzwischen läuft es richtig gut. Noch bis Anfang Dezember besucht sie mit weiteren 12 Personen aus der Ukraine zweimal wöchentlich den niederschwelligen Sprachkurs auf A1-Niveau im Attendorner St. Ursula Gymnasium. Parallel laufen vier weitere Präsenzkurse vom Caritas-Fachverband IN VIA in Attendorn, Lennestadt, Finnentrop, Olpe und drei Online-Kurse. Finanziell ermöglicht werden die Unterrichtseinheiten durch die Ukraine-Hilfe des Caritasverbandes sowie Spendengelder. Ein Aufbaukurs stünde im Anschluss an.

Seit Mai büffelt die 33-jährige Ievgenia fleißig Deutsch. Mit Hilfe von Kursbuch, Übungsbuch sowie Audiodateien werden das Lese- und Hörverstehen, die Interaktion und das freie Sprechen geschult. Dialoge in Gruppenarbeit eingeübt und gefestigt. Es ist von großer Bedeutung, dass den Geflüchteten von Beginn an Sprachkurse angeboten werden.“, erklärt die Dozentin Ute Weber, die einen der acht kostenlosen Sprachkurse des Fachverbandes IN VIA leitet. „Nur so ist eine schnelle Integration und Arbeitsaufnahme für die erwachsenen Flüchtlinge möglich.“ Jeweils ca. 100 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten bieten derzeit den insgesamt 128 Teilnehmenden aller kreisweiten Kurse die nötigste sprachliche Basis, um vor Ort Fuß zu fassen. Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass die Menschen aus der Ukraine direkt eine Arbeitsstelle annehmen dürften. Aber ohne die Sprache ansatzweise zu beherrschen? Unmöglich!

Spracherwerb ist der Grundstein für alltägliche Dinge

Ievgenia ist vor sechs Monaten aus der östlichen Ukraine nach Attendorn gekommen – zusammen mit ihren beiden Kindern, Sophia (14 Jahre) und Michail (3 Jahre). Dankbar sagt die gelernte Ingenieurin für Wassertechnik: „Ich freue mich über die Möglichkeit, die deutsche Sprache lernen zu dürfen und hoffe, hier ein neues Zuhause für mich und meine Kinder zu finden. Auch ein berufliches.“ Inzwischen ist die junge Mutter zuversichtlich. Die regelmäßigen Unterrichtseinheiten mit Lese- und Sprechübungen tragen Früchte, ihr Alltagsdeutsch wird von Tag zu Tag besser. Doch möchte die engagierte Ukrainerin zusammen mit den anderen Kursteilnehmenden ihre Deutschkenntnisse in einem Folgekurs verbessern. Ob jedoch einer angeboten werden kann, so Ute Weber als Starthelferin in Sachen Sprache, „steht derzeit noch in den Sternen.“

Dankbarkeit „kaum in Worte zu fassen“

„Hier sitzen qualifizierte Menschen, die so schnell wie möglich für ihre Familie aufkommen wollen und dazu ist die Sprache unabdingbar“, weiß Weber, deren Herzensanliegen es ist, das Kursangebot aufstocken und fortführen zu können. Erst einmal werden jedoch noch bis Dezember Artikel, Wortpaare, Hauptwörter und ihre Bedeutungen gepaukt. „Wir kommen so weit, wie wir kommen“, bestärkt Ute Weber ihre erwachsenen Schülerinnen und Schüler. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Menschen freiwillig im Kurs sind. Die Geflüchteten sind oft hochmotiviert, wollen sich integrieren und Deutsch lernen, vor allem um dann hier Arbeit zu finden“, so die Berufsschullehrerin und Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache.

„Um die niederschwelligen Deutsch-Sprachkurse für die Teilnehmenden kostenlos anbieten zu können, sind wir immer auf der Suche nach passenden Fördertöpfen und auf Spendengelder angewiesen. Der Bedarf an Deutsch-Sprachkursen für Geflüchtete, egal aus welchem Herkunftsland sie kommen, ist groß“, weiß Claudia Striemer, pädagogische Mitarbeiterin beim IN VIA Bildungswerk.

Olpe, 22.11.2022

Janine Clemens, Öffentlichkeitsarbeit & PR