Platz 1 für wegweisendes Caritas-Projekt: Selbstbestimmtes und würdevolles Altern im Fokus

Bamberg/Kreis Olpe. Der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) hat im Rahmen seiner Bundestagung drei praxiserprobte Projekte mit dem Innovationspreis für die Langzeitpflege ausgezeichnet. Das Projekt „Integrierte Pflegebegleitung“ der Caritasverbände Paderborn und Olpe landete auf dem Siegertreppchen ganz oben. Das ausgezeichnete Projekt zeigt neue Wege für eine zukunftsweisende ambulante Versorgung und Pflege. Pflegebedürftige und deren An- und Zugehörige werden in Krisensituationen begleitet und durch gezielte Beratung gestärkt.
Eine Pflegebedürftigkeit – vor allem, wenn sie unvorbereitet auftritt, stellt alle Betroffenen und Beteiligten oft vor große Herausforderungen. Hier setzt das Leuchtturmprojekt „Integrierte Pflegebegleitung“ der Caritasverbände Olpe und Paderborn an. Die neue Leistung ambulanter Pflegedienste kombiniert individuelle Beratung, psychosoziale Unterstützung und eine enge Vernetzung mit dem sozialen Umfeld der Betroffenen. Dirk Schürmann, Leitung des Caritas-Zentrums Lennestadt, Mitinitiator und Preisträger freut sich über die Anerkennung, „zumal die Organisation der Pflege eines Angehörigen viele Familien und Beziehungen immer wieder überfordert. Das kann zu hohem Druck und einer kritischen Kommunikation im Miteinander führen“, weiß Schürmann. Gerade bei Krisen gebe es im bestehenden Leistungssystem kaum Hilfen für das Pflegeumfeld. Dabei solle der Blick auf alle Beteiligte gerichtet werden, die Teil eines „familiären/persönlichen Pflegesystems” sind.
„Eine umfassende anfängliche Begleitung, die den Betroffenen ermöglicht, einen für sie passenden Unterstützungsrahmen zur Bewältigung des Alltags zu gestalten, ist dringend erforderlich – nicht zuletzt auch, um die professionelle Pflege zu entlasten.“
Bedarfsorientierten Unterstützung unter Beteiligung des sozialen Umfeldes
Noch bis Jahresende wird die gemeinsam entwickelte„Integrierte Pflegebegleitung“ in beiden Caritasverbänden in der Praxis erprobt und auf Herz und Nieren geprüft. Doch schon jetzt ist der Mehrwert deutlich erkennbar: Das Konzept passt sich der aktuellen Situation im familiären Pflegesystem an und kombiniert bedarfsgerecht verschiedene Unterstützungsangebote. Ein interdisziplinäres Team aus geschulten Pflege- und Sozialkräften sowie Alltagsbegleitungen unterstützt und begleitet Pflegebedürftige und deren Angehörige bedarfsorientiert für einen befristeten Zeitraum. „Vier bis sechs Termine genügen meist, bis sich die Pflegesituation wieder stabilisiert hat und ein gute Versorgung gewährleistet ist“, weiß Schürmann aus Erfahrung. Pflegebedürftige und Angehörige werden unterstützt, eigenständiger zu handeln und weniger auf professionelle Hilfe angewiesen zu sein.
Marion Hegener, Pflegedienstleitung im Caritas-Zentrum Lennestadt und Projekt-Beteiligte ergänzt: „Wir gestalten individuelle Hilfe-Mixe, fördern die (Selbst-)Pflegekompetenzen und klären über Leistungsansprüche für eine sichere Betreuung im eigenen Zuhause auf.“
„Mitgehen und Nicht-Alleinlassen“
Es sei ein „Mitgehen“ und „Nicht-Alleinlassen“, betonen die Verantwortlichen. „Gerade auch bei knappen Kapazitäten“, ergänzt Dirk Schürmann. Die Mitarbeitenden sehen sich als Begleitende, ohne fertige Lösungen vorzugeben – ein neuer, im aktuellen Leistungssystem unberücksichtigter Ansatz. Bislang werde die Beratung eher als Information und Schulung verstanden, während psychosoziale und systemische Unterstützung zu kurz kommt – wenn nicht sogar „ganz fehlt.“
Erklärtes Ziel ist, dass die „Integrierte Pflegebegleitung“ als Leistung in den Landesrahmenvertrag mitaufgenommen undeine entsprechende Refinanzierung im Leistungsrecht verankert wird. Mit Hilfe ausgebildeter Experten soll gemeinsam mit den Pflegebedürftigen und ihren Zu- und Angehörigen ein stabiles Versorgungssetting aufgebaut werden. „Nur durch die aktive Einbindung aller möglichen Ressourcen entstehen stabile Pflegesituationen, die dauerhaft eine gute Versorgung gewährleisten können“, ist Dirk Schürmann überzeugt.
Zum VKAD:
Der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e.V. (VKAD) vereint rund 500 Träger der katholischen Langzeitpflege in Deutschland. Dahinter stehen mehr als 2.200 Einrichtungen und Dienste mit rund 100.000 Mitarbeitenden. Der bundesweit tätige Fachverband innerhalb des Deutschen Caritasverbandes vertritt die Interessen seiner Mitglieder durch politische Lobbyarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und fachliche Expertise.
Bild: (Timo Allin)
Über die Auszeichnung ihres wegweisenden Projektes freuen sich: Von links: Mirielle Röttger und Rainer Keßler (beide Caritasverband Paderborn e.V.) sowie Marion Hegener und Dirk Schürmann (beide Caritasverband für den Kreis Olpe e.V.).
Kreis Olpe, 14.03.2025
Janine Clemens, Öffentlichkeitsarbeit & PR