„Mehr als nur den Buzzer drücken“: Jan Gissinger ist Teil des Kreativteams in den Werthmann-Werkstätten


Ein Blick hinter die Kulissen des Förderbereichs in der Sachtlebenstraße 2 in Lennestadt-Meggen verrät: In der „Kreativwerkstatt“ zählt nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem der Mensch. Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück und einer Morgenrunde zum Ankommen, gefolgt von kreativen Arbeitsphasen und Momenten der Ruhe und Entspannung. Trotz aller Routine ist jeder Tag anders und einzigartig. „Weil die uns anvertrauten Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf, die hier ihren Arbeitstag verbringen, so vielfältig und besonders sind“, beschreibt Gruppenleiterin Anja Patan-Bicher den Alltag mit einem wertschätzenden Blick in die Runde der sieben Beschäftigten. Einer, der hier seinen Platz gefunden hat, ist Jan Gissinger aus Olpe. Seit einem Jahr gehört der 19-Jährige in den Förderbereich und bringt sich mit viel Freude in die dortige Kartenproduktion ein.
Wachsen an Aufgaben – Schritt für Schritt
Die Kartenherstellung als Betätigungsfeld für Menschen mit Einschränkungen hat sich in den Werthmann-Werkstätten des Caritasverbandes Olpe etabliert. Mit viel Liebe zum Detail entstehen hier ganzjährig liebevoll individuelle Unikate für jeden Anlass: Geburtstage, Jubiläen, Trauerfälle, Dankes- und Einladungskarten oder auch Karten für Firmenevents oder Festtagskollektionen. In diesen Wochen haben natürlich die Weihnachtskarten ‚Hochsaison‘. Die vielen tollen Kreativprodukte werden an sieben externen Verkaufsstellen angeboten und auch Vorbestellungen von Firmen und Privatpersonen werden gerne entgegengenommen.
Ob geschnitten, gestanzt, beklebt, oder geprägt – Schritt für Schritt entsteht ein Produkt, das mehr ist als nur Papier. „Jeder unserer Beschäftigten hat eine Aufgabe und wird entsprechend seiner Fähigkeiten mit eingebunden“, erklärt Anja Patan-Bicher als eine der Gruppenleitungen. Auch Jan Gissinger hat hier seine feste Rolle. Mit einer großen Portion Lernwillen bringt sich der mehrfachbehinderte junge Mann in die „Fertigungsstraße“ ein. Eine seiner Lieblingsaufgaben ist das Föhnen zur Anbringung verschiedenster Gestaltungselemente und Verzierungen: Mit dem ‚Buzzer‘ schaltet Jan das Gerät an und aus – „ein echtes Training für seine Konzentration und Koordination“, erklärt Anja Patan-Bicher. „Jan und ich scherzen immer, dass wir das ‚Team Buzzer‘ sind und unseren Bizeps zusammen trainieren.“, lacht die Gruppenleitung, die Jan tatkräftig bei dieser motorischen Übung unterstützt.
Kommunikation ohne Barrieren
Teamleiter Michael Hennes betont: „Von den ersten Zuschnitten bis hin zur letzten Kontrolle – unsere Zuarbeit im Team funktioniert bestens. Jan ist ein wichtiger Teil davon. Mit jedem Handgriff wächst nicht nur unser Sortiment an Karten, sondern auch das Selbstbewusstsein unserer Beschäftigten.“ Dass Jan seine Arbeit liebt, drückt er nicht lautsprachlich mit Worten aus, sondern mit einem strahlenden Lächeln. Seine Sprache ist die Mimik und Gestik – und jene vermittelt eine klare Botschaft: „Hier bin ich angekommen, hier ist mein Platz.“Unterstützt durch Hilfsmittel wie einen Talker oder den Anybook-Audiostift gelingt ihm eine barrierearme Verständigung mit den Mitarbeitenden in der Gruppe. Für den jungen Mann aus Olpe und die sechs Mit-Beschäftigten in der Gruppe ist die Werkstatt weit mehr als ein Arbeitsplatz: Sie ein Raum für Begegnung, Wertschätzung und Förderung.
Neben der kreativen Arbeit gehören auch praxisnahe Lerneinheiten und weitere Angebote zu Jans beruflicher Bildung innerhalb des Werkstatt-Systems: Auf dem Stundenplan stehen neben Themen wie Arbeitssicherheit, Werkzeugkunde auch Einzel- und Gruppenübungen – ergänzt durch lebenspraktische Unternehmungen wie Spaziergänge oder Einkäufe. „Unser Förderbereich ist ein Lernort, an dem jeder seine Stärken finden und weiterentwickeln kann“, betont auch Rebekka Hellekes, die als eine von drei festen Ansprechpartnerinnen die Gruppe unterstützt. Wer eine Pause braucht, zieht sich in den Snoozleraum zurück, entspannt im Cosy Chair, schaukelt draußen an der frischen Luft oder taucht ins Bällebad ein. So entsteht eine Balance aus Konzentration und Entspannung, aus Kreativität und Ruhe.
Vielfalt als Stärke –Teilhabe sichtbar machen
Das Motto der Werthmann-Werkstätten „Arbeit möglich machen“ wird im Förderbereich täglich erlebbar. Die Karten, die hier entstehen, tragen eine Botschaft, die Jan und die weiteren sechs Beschäftigten mit jedem Handgriff „mitschreiben“ und die weit über ihren materiellen Wert hinausgeht: Teilhabe ist möglich – wenn wir Räume schaffen, in denen Menschen so sein dürfen, wie sie sind.
Lennestadt-Meggen, 21.11.2025
Janine Clemens, Öffentlichkeitsarbeit & PR