„Ein Lichtblick im Dunkeln“: Heike Schrage findet Halt in den Werthmann-Werkstätten


„Für mich ist der Winter immer besonders schwierig“, beginnt Heike Schrage das Gespräch mit Blick nach draußen in die karge Landschaft. So, als ob sie dort etwas zu finden sucht, was ihr Halt gibt. Dann wendet sie den Blick wieder in den Raum und sagt überzeugt: „Aber die Werkstatt fängt mich auf. Ich bin dankbar, hier zu sein“. Lächelnd und erleichtert.
Seit 25 Jahren lebt Heike, die gerne geduzt werden möchte, mit einer Depression, deren Symptome sich in den dunklen Monaten verstärken und sich wie ein grauer Schleier über ihren Gemütszustand legen: Antriebslosigkeit, Erschöpfung, soziale Isolation und das Gefühl, dem Alltag kaum standhalten zu können.„Glücklicherweise habe ich in der Werthmann-Werkstatt Olpe einen Ort gefunden, der mir Sicherheit und Stabilität gibt. Hier werde ich unterstützt und akzeptiert – so, wie ich bin. Hier bin ich nie alleine“, so die 53-jährige aus Schönau-Altenwenden. Das Miteinander in der Werkstatt ermöglicht es Heike, trotz ihrer Krankheit, im Alltag aktiv und integriert zu bleiben und einer geregelten Tätigkeit nachzugehen. Auch wenn es immer mal wieder Tage gibt, an denen sie das Haus nicht verlassen kann. „Mich dann krank zu melden, ist schwer für mich. Weil ich ja auch so gerne komme.“
Sicherer Raum für Teilhabe und Perspektive
Seit Juni 2016 arbeitet sie dort in der Hauswirtschaft und übernimmt Aufgaben wie Spülen, Decken, Essensausgabe und Abräumen der Tische. Gerade diese Routine ist für sie entscheidend: „Die Tagesstruktur gibt mir Halt und hilft mir, nicht in den Strudel meiner Gedanken abzurutschen“, betont die Beschäftigte. „Es tut gut zu wissen, dass ich gebraucht werde“, erklärt Heike, die im Rahmen der vielfältigen Möglichkeiten der Werthmann-Werkstätten gelernt hat, mit ihrer Erkrankung umzugehen und neue Kraft zu schöpfen. „Die Arbeit hier ist für mich ein entscheidender Teil zu mehr Lebensqualität“, betont sie.
Eine Rückkehr auf den allgemeinen Arbeitsmarkt schließt Heike für sich aus: „Ich habe da viel Druck empfunden. Diesem Druck wäre ich nicht mehr gewachsen, das würde mich völlig überfordern“, sagt sie mit fester Stimme. „Die Werkstatt bietet mir ein sicheres Umfeld, in dem ich mich nicht nur beruflich einbringen kann, sondern auch emotional aufgefangen werde.“ Abteilungsleiter Achim Scheckel bestätigt die Bedeutung dieser stabilen Umgebung: „Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen ein Arbeitsumfeld, das ihnen Struktur, Sicherheit, Teilhabe und ein verlässliches soziales Netz bietet. Für uns ist das Auftrag und Herzensanliegen zugleich.“ Der zentrale Mehrwert der Werkstätten bestehe darin, den Beschäftigten eine Perspektive aufzuzeigen und den Weg mit ihnen zu gehen – unabhängig von ihren Einschränkungen. „Viele Menschen wie Heike Schrage zeigen uns jeden Tag, wie wertvoll dieser Rahmen sein kann“, betont Achim Scheckel.
In Kombination zum Rückhalt durch die Werkstatt erhält die Beschäftigte auch professionelle Unterstützung durch den Fachdienst Ambulant Betreutes Wohnen des Caritasverbandes Olpe. „Regelmäßige Gespräche oder gemeinsame Erledigungen helfen mir, meinen Alltag besser zu organisieren und den Herausforderungen, die meine psychische Erkrankung mit sich bringt, besser begegnen zu können“, erklärt sie dankbar. „Genau diese Kombination aus Wohnen und Arbeiten und die enge Verzahnung im Caritasverband bietet den Menschen Sicherheit!“, ergänzt Achim Scheckel.
Dankbar für Kraftquellen im Alltag
Inzwischen begleitet die Depression Heike weit über zwei Jahrzehnte. Sie entwickelte sich schleichend – begünstigt durch familiäre Herausforderungen, die schwere Erkrankung ihrer Mutter und deren Tod vor vier Jahren. „Das hat mich alles stark getroffen“, berichtet sie. Mit der Zeit lernte sie, ihre Erkrankung anzunehmen: „Ich habe verstanden, dass die Depression zu mir gehört – aber sie definiert mich nicht.“ Neben der Arbeit in der Olper Günsestraße schenken Heike lieb gewonnene Rituale Kraft und Orientierung. „Donnerstags gehe ich gerne in die Kirche in Schönau. Das ist mein Moment der Ruhe und des Gebets“, erzählt sie. Auch der Gottesdienst am Sonntagmorgen, den sie regelmäßig am Fernsehen verfolgt, gibt ihr Kraft. Zudem bringen kleine Auszeiten – ein Spaziergang mit Freunden oder ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt – Licht in ihre oft trüben Wintertage. „Manchmal muss ich allerdings zu solchen Aktivitäten überredet werden“, gibt sie augenzwinkernd zu. Am Wochenende war so ein Tag. Doch sie hatte Freude an der Unternehmung.
In diesen Tagen steht die Weihnachtsfeier der Werkstatt an – „ein Highlight, auf das ich mich jedes Jahr freue, wenn alles schön geschmückt und beleuchtet ist“, so Heike Schrage. „Das Licht macht mein Leben hell!“, lacht sie. „Mit Kirchgang, leckerem Essen und Begegnung – das ist ein Moment des Miteinanders, der mir gut tut“. Für Heike ist diese Feier mehr als ein Termin: Sie ist ein Symbol für Zusammenhalt und Zugehörigkeit.
Für Heike Schrage ist die Werkstatt zu einem festen Anker geworden – zu einem Ort, an dem sie zusammen mit ihrer Depression ihren Platz gefunden hat.
Olpe, 11.12.2025
Janine Clemens, Öffentlichkeitsarbeit & PR