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Die Zeit ist reif für eine Pflegereform

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Kreis Olpe. Der Internationale Tage der Pflege am heutigen 12. Mai ruft die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege, so auch den Caritasverband Olpe, auf den Plan, deutliche Worte für Entscheidungsträger zu finden und Missstände in der Pflegepolitik anzuprangern. Gemeinsam spricht sich der Zusammenschluss für ein gezieltes Handeln anstelle von Lippenbekenntnissen aus. „Die Zeit ist reif für politische Verbesserungen, um auch in Zukunft qualifizierte, motivierte und gut bezahlte Pflegekräfte beschäftigen zu können“, bekräftigt Caritas-Vorstand Christoph Becker. Und die knapp 1.000 Beschäftigten in der Pflege des kreisweit tätigen Verbandes geben ihm Recht.

Die Träger und Einrichtungen der ambulanten und stationären Pflege, Pflegeschulen, örtlichen Arbeitsgemeinschaften, Ausschüsse und Arbeitskreise fordern die Bundesregierung auf, endlich eine umfassende Pflegereform auf den Weg zu bringen, die die Situation für Pflegekräfte deutlich verbessert. „Die Regierungsparteien haben jetzt noch die Chance, auf Bundesebene gemeinsam ein gutes Gesetz zu beschließen, anstatt sich im Wahlkampfmodus gegenseitig zu blockieren“, so Heiko Bösing, Leiter des Caritas-Zentrums im Herzen der Kreisstadt Olpe, nachdrücklich.

„Die Corona-Pandemie hat die Altenpflegeeinrichtungen personell ans Limit gebracht“, betont Bösing. Der Fachkräftemangel sei durch Ausfälle aufgrund der hohen körperlichen und psychischen Belastungen verschärft worden. Die Pandemie habe aber auch gezeigt, wie wichtig die Pflegeeinrichtungen der gemeinnützigen Wohlfahrtsverbände sind. Hier, so Caritas-Geschäftsführer Becker, sei es enorm wichtig, die Wertschätzung und Anerkennung zu erhalten, um weiterhin junge Menschen zu ermutigen, sich für den Pflegeberuf zu entscheiden. „Dazu gehören auch gute Rahmenbedingungen, deren Schaffung in Verantwortung der Politik liegt“. Die faire und angemessene Bezahlung in der Pflege müsse gesetzlich geregelt werden – der gesellschaftliche Rückhalt sei dafür da. Auch die Vorgaben für ein Pflegebemessungsverfahren müssten zu einem Mehr an Personal führen.

Jetzt erst recht – Handeln statt Lippenbekenntnisse

„Nötig sind flächendeckend faire und angemessene Löhne, die von den Pflegekassen refinanziert werden. Die Refinanzierung dürfe sich weder an den ortsüblichen Dumpinglöhnen orientieren, noch darf es darum gehen, lediglich Mindeststandards abzusichern, die der qualifizierten Ausbildung in der Pflege nicht ansatzweise gerecht werden“, bekräftigen die Caritas-Verantwortlichen. Trotz erforderlicher Schichtarbeit müssten attraktive, familienfreundliche Arbeitszeiten möglich sein.

Die Politik müsse auch die Umfragen ernst nehmen, nach denen jede dritte Pflegekraft über einen Berufswechsel nachdenkt. „Wir dürfen diese Menschen nicht verlieren“, so Christoph Becker, der sich zusammen mit seinen 1.700 Mitarbeitenden gerade über die wiederholte Auszeichnung als „Bester Arbeitgeber Gesundheit & Soziales“ sowie zum ersten Mal branchenübergreifend über den Titel „Bester Arbeitgeber“ in NRW freuen darf.Gleichzeit gelte es, der Erschöpfung der Beschäftigten in den Einrichtungen und Diensten entgegenzuwirken. Die Wohlfahrtsverbände fordern mehr Möglichkeiten für eine bessere Gestaltung der Arbeitszeiten, flexible Pausenregelungen, gesicherte freie Zeiten und eine engere Begleitung der Pflegekräfte – etwa durch Supervision, Fortbildungen und Sorgentelefone.

Starke Stimme für die Pflege

„Die Pflege ist ein anspruchsvoller und komplexer Beruf. Unsere Pflegekräfte verfügen über ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz und Professionalität. Gleichzeitig braucht es viel Empathie, um Patienten und Pflegebedürftige ihren Bedürfnissen entsprechend zu versorgen und Angehörige zu entlasten“, weiß Heiko Bösing. Gerade der Tag der Pflege am heutigen Mittwoch sollte daher ein Tag des ganz besonderen Dankes für dieses Engagement „Nah. Am Nächsten“ sein.

Weitere Informationen: www.wir-fuer-sie-in-nrw.de