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Arbeit und Wohnen möglich machen – auch für demenzkranke Menschen

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Attendorn. Es ist erwiesen, dass Menschen, die an Demenz erkrankt und berufstätig sind, ihren Arbeitsplatz nicht allzu schnell aufgeben sollten. Anlässlich des Welt-Alzheimertages am 21.09.20 machen die beiden Caritas-Einrichtungen „Werthmann-Werkstätten“ und „focus-Wohnhäuser“ deutlich, dass das Verbleiben im gewohnten Umfeld für den Betroffenen von immenser Bedeutung ist. Um beides optimal in Einklang zu bringen, arbeiten die beiden Einrichtungen in diesen Fällen besonders eng zusammen.

Die Werthmann-Werkstätten möchten das Verbleiben der Betroffenen in der Werkstatt im Rahmen ihrer Möglichkeiten weitestgehend umsetzen und werden auch damit ihrem Leitgedanken: „Arbeit möglich machen“ gerecht. Aktuell sind zwei Bewohner des focus-Wohnhauses „Am Nordwall“ in Attendorn von Demenz betroffen und in der Abteilung Attendorn der Werkstätten beschäftigt. Beide sind seit der Geburt an Trisomie 21 erkrankt.

Fallbesprechungen mit dem jeweiligen Wohnhaus

Der Beschäftigte soll solange es möglich ist seinen Arbeitsplatz im gewohnten Umfeld behalten. Die erste Maßnahme nach der Diagnose und dem Bemerken von Veränderungen des Beschäftigten ist die mögliche Reduzierung der Arbeitszeit auf Teilzeitbeschäftigung.  Eine Fortführung der Tätigkeit in der bestehenden Gruppe ist oftmals schwer vorstellbar bedingt durch Lautstärke, Reize und das Arbeitspensum. Zumeist wird ein betreuungsintensiver und ruhiger Bereich in den Werkstätten als Rückzugsort und dauerhafte Gruppe gewählt, da hier durch eine intensivere Betreuung mehr auf die Beschäftigten eingegangen werden kann.

Wenn die Überforderung zunimmt und der Weg zur Arbeit mit Ängsten verbunden ist, scheiden Beschäftigte teilweise aus der Werkstatt aus.  

Der Begleitende Dienst und die Gruppenleiter beobachten das Verhalten des Beschäftigten in der Werkstatt. Fallbesprechungen finden zusammen mit dem jeweiligen Wohnhaus regelmäßig statt.

Solange wie möglich in der vertrauten Umgebung

Auch für die Wohnhäuser gilt: Bewohner sollen dort solange es geht in der vertrauten Umgebung bleiben. Dort werden auch die Termine bei Fachärzten koordiniert. Bisher gibt es nur wenige Erfahrungswerte mit dem Thema Demenz, da jetzt erst die ersten älteren Bewohner im Wohnhaus leben. Das focus-Wohnhaus „Am Nordwall“ in Attendorn ist das älteste seiner Art.

In der jetzigen Entwicklungsphase werden spezielle Konzepte in Anlehnung an die Arbeit mit Demenzkranken in der Altenhilfe wie der Einsatz von Licht, Farbgestaltung, Nutzung bestimmter Farben für Türen und Bereiche gesichtet und auf deren Umsetzbarkeit hin geprüft. Die Verkehrssicherheit der Bewohner ist ebenfalls ein wichtiger Punkt bei Verstärkung von Lauftendenzen, zunehmendem Bewegungsdrang und gleichzeitig zunehmender Orientierungslosigkeit im offenen Setting Wohnhaus (offenes Gelände/ offene Türen).

Im gewohnten Umfeld kennenlernen

Abzuwägen bleibt dann bei zusätzlicher Zunahme der Pflege- und Betreuungsintensität ab wann unter Umständen über einen Umzug in eine adäquate Wohngemeinschaft mit Demenzschwerpunkt wie z.B. das „Haus Mutter Anna“ nachgedacht werden muss und wie der Übergang gestaltet werden kann. Um dies zu erleichtern, sind Fallbesprechungen mit den entsprechenden Kollegen aus der Altenhilfe sowie gegenseitige Hospitationen in der Planung, um den Bewohner in seinem gewohnten Umfeld kennenzulernen und vom jeweils anderen Setting und dem Knowhow der Mitarbeitenden zu profitieren. Hier bewähren sich die kurzen Wege innerhalb des Caritasverbandes, bei dem alle Hilfen aus einer Hand angeboten werden.

Die Zusammenarbeit zwischen den Werthmann-Werkstätten und den focus-Wohnhäusern zeigt einmal mehr, dass „Caritas - alle Hilfen aus einer Hand“ eine große Bedeutung hat.


Attendorn, 28.09.2020
Andreas Mönig, Leitung Werkstätten